18. Ausgabe - April 2012

Lebenstanz - Ariadne

Editorial

Liebe Leserinnen!

Es wird Frühling. Überall wird es grün. Dankbar erfreuen wir uns an den Frühblühern, die den Tanz des Lebens eröffnen. „Uns ist ein unschätzbares Geschenk gegeben worden. In diesem wunderbaren sich selbst organisierenden Universum lebendig zu sein, am Tanz des Lebens teilzuhaben, mit Sinnen, um es wahrzunehmen, mit Lungen, um zu atmen, mit Organen, die aus ihm Nahrung gewinnen – das ist ein Wunder, für das es keine Worte gibt“ (Joana Macy).

Solange wir atmen und lebendig sind, haben wir die Chance, durch aktives Handeln für das Leben einen gesellschaftlichen Wandel zu bewirken und dafür zu sorgen, dass der Tanz des Lebens weitergeht, von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr, Frühling, Sommer, Herbst und Winter...

Wir feiern das Walpurgisritual als Ekstase des Lebens, das Fest der wilden Frauen zwischen den Welten, der Zaunreiterinnen. Sie huldigen der Liebesmacht der roten Göttin, „die seit den Anfängen menschlicher Kultur zu dieser Jahreszeit das Land mit ihrer sprühend-erotischen Kraft zum Blühen bringt“ (vgl. Ziriah Voigt).

In diesem Heft stellen wir das Labyrinth als Tanzplatz des Lebens vor. Es geht nach innen und nach außen. Auf der einen Seite ist es Symbol für Orientierung, für Geborgenheit und Zugehörigkeit zum mütterlichen Schoß des Universums, auf der anderen Seite ist es Wegweisung und Auftrag, der Lebensspur in eine mütterliche Gesellschaft zu folgen. Eine politische Herausforderung in einer Zeit und Kultur, die das Weibliche immer noch unsichtbar und bedeutungslos macht.

Wie eine Nabelschnur verbindet uns das Labyrinth mit der schöpferischen Urkraft (vgl. Li Shalima) und zugleich ist es Symbol für unseren Anspruch, die weibliche conditio humana in der Welt öffentlich zu machen, denn ohne ihre Anwesenheit wird kein Paradigmenwechsel stattfinden (vgl. Rosmarie Schmid). Die fehlende weibliche conditio humana macht Fukushima möglich und bedroht die Erde mit dem Supergau. Ohne die Anwesenheit der mit sich und ihrem Geschlecht identischen Frau in der Öffentlichkeit, schreitet der Krieg des Patriarchats gegen die Erde und gegen das Leben fort.

Wir brauchen frauenbewusste Frauen, die sich nicht durch die Gender - Falle korrumpieren lassen (vgl. Christa Mulack/ Christl Ruth Vonholdt). Wir brauchen Mütter, die auf die Strasse gehen und schreien gegen die Geschäfte mit Krieg und Tod (vgl. Claudia von Werlhof). Wir brauchen Großmütter, die Machtworte sprechen. Wir brauchen eine eigene Sprache, ein eigenes Lexikon, um uns gegen Verwirrung Verfälschung zu schützen (vgl. Heide Göttner-Abendroth)

Es tut gut zu erfahren, dass das Thema Matriarchat bei der UNESCO angekommen ist (vgl. Dagmar Margotsdotter), und dass überall auf der Welt der Ulmentanz für das Leben getanzt wird.

Der Tanz ist Ausdruck unserer Leidenschaft und Hingabe an das Leben in seiner ganzen Fülle und Vielfahrt ( vgl. KaraMa Beran über Frida Kahlo und Tricia Laurent).

Das Ziel unserer Tänze und Kämpfe ist es, eine Weltkultur zu schaffen, die das Leben wieder heiligt. Labyrinthe sind solche öffentlichen Plätze, dies einzufordern und dem Faden der Ariadne ins Mutterland zu folgen. Hier verbinden wir uns mit allem Lebendigen und folgen ihrer Lebensspur, indem wir dafür arbeiten, dass eine andere Welt möglich wird. So halten wir die Welt offen für Menschlichkeit und Würde, in Achtung und Respekt vor unseren Mitgeschöpfen, tief verbunden mit der Mutter allen Seins.

Krista Köpp

„Es ist Freiheit nur in einem:

wenn wir ganz verbunden sind.

Wenn die Kämpfe Tänze werden

Und die Tänze Kämpfe sind.“ (Ute Schiran)


Inhaltsverzeichnis

6 Die Tanzende Muse Heide Göttner-Abendroth

14 Das Ur-Labyrinth als Ur-Tanz für die ur-menschliche Liebe zum Leben
Li Shalima

17 Die Botschaft des Labyrinths in die Welt tragen Cornelia Gabbert-Eidt im Gespräch mit Li Shalima

26 Ariadne

27 Wieso braucht es Labyrinthe? Rosemarie Schmid

28 Matriculum 6, Weibliche Identitätssuche und –findungin Gerda Weilers Werk und Leben Christa Mulack

37 Gender oder Geschlecht – Gender Mainstreaming und die Gender Theorien

Christl Ruth Vonholdt

42 Die UNESCO befasst sich anlässlich des Internationalen Frauentages mit matriarchalen Gesellschaften

Bericht von Dagmar Margotsdotter-Fricke

44 Sonnenaufgangstanz – wenn ein Mädchen zur Frau wird KaraMa Beran

45 Gut leben! Pacha Mama und die Würde der Menschen Brief aus Bolivien und Ecuador (II)

Veronika Bennholdt-Thomsen

50 Planetare Bewegung für Mutter Erde (PBME), Wer ist Rosalie Bertell?

Claudia von Werlhof

54 Ulmentanz – Gespräch mit der Erde Charlotte Bergmann

55 Gezeitentanz Tricia Laurent

56 Da ist sie, die Tänzerin. Die Tänzerin ist hier, Frida Kahlos Tanz zwischen Leben und Tod KaraMa Beran

61 Walpurgisritual – Nacht der Zaunreiterinnen Ziriah Voigt

64 Die Kräuterfee Marita Akaja Zadra

66 GODEWEG Frauen- Labyrinth-Platz in Zürich Rosemarie Schmid

68 Buchbesprechungen

71 „Matriarchatsforschung“ in WIKIPEDIA - ein Skandal Heide Göttner-Abendroth

73 G.l.a.n.z.s.t.ü.c.k.e

76 Resonanzen

78 Matri-Netz

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