9. Ausgabe - November 2009

Ursprünge - Holle

Editorial

Liebe LeserInnen!

Wir feiern das Ahninnenfest. „Ursprünge“ haben wir diese Ausgabe genannt, die wir den Urmüttern widmen. Wir verbinden uns mit ihnen und suchen nach unseren Wurzeln gerade in dieser dunklen Zeit: „Ihr Ahninnen wir grüßen euch und reichen euch die Hand...“ (Lied von Barbara Baum).  -  Eine Galerie von Ahninnen möchten wir euch vorstellen. Die Verbindung mit ihnen lässt uns die  Kulturleistungen der Frauen von der Urzeit bis heute in ihrem ganzen Ausmaß erkennen und würdigen. Eines wird dadurch mehr als deutlich: Das Wissen um unsere Ursprünge und um unsere Geschichte erfordert „ein völlig neues Geschichtsverständnis und ebenso ein gründlich revidiertes Menschenbild“ (Carola Meier-Seethaler). Mit neuen geschärften Augen sehen lernen, ist subversive Tätigkeit zur Überwindung des Patriar-chats. Eine andere Welt ist nicht nur möglich, sie entsteht bereits überall dort, wo wir uns der herkömmlichen „männlichen“ Sichtweise und Interpretation der Wirklichkeit verweigern.  -  In diesem Jahr wurde das älteste menschliche Skelett gefunden. Es ist weiblich. „Ardia“ heißt „die neue Nummer eins unter den Urmüttern der Menschheit“ (Kerstin Pilop). In ihrem Buch „Der aufrechte Gang der Menschenfrau“ beschreibt Gerda Weiler „die Frau der Urzeit“ als die Erfinderin der ersten Werkzeuge und Kulturleistungen. Für die tägliche Überlebensarbeit benutzte sie „Holz, Stein, Knochen, Leder, Pflanzenfasern und vieles andere“. Mit Joan Marler erinnern wir an Marija Gimbutas und die Bedeutung ihrer Forschungsarbeit  für die Geschichte der Frauen und die Wiederentdeckung unserer matriarchalen Wurzeln. Auch das älteste Schamanentum war ein „Schamaninnentum“, denn in der matriarchalen Welt gab es nur Priesterinnen. Sie waren die Mittlerinnen zwischen Himmel, Erde und Unterwelt (Heide Göttner-Abendroth). Barbara Luckert hat sich mit den Ursprüngen der chinesischen Medizin befasst und stellt fest, dass auch hier jahrtausende altes Wissen matriarchaler Völker die Grundlage des Heilens bildet. -  Dankbar für das Erbe unserer Ahninnen feiern wir im Jahreskreis das Ahninfest.  Wir gedenken der Schwestern und Mütter, die vor uns gelebt, gearbeitet, gekämpft haben. Tod und Vergänglichkeit sind Teil auch unseres Lebens, Stationen auf dem Weg der Erneuerung. Im „Lied der Inanna“ steigt SIE hinab in die Unterwelt, um ihren Geliebten wieder ins Leben zu holen. Sterben und Wiedergeburt. - Wir begegnen der Großen Göttin in ihrer Dreigestalt, den Matronen (Gudrun Nositschka) und in ihrem Wandlungsaspekt, der schwarzen Göttin (Friederike Bleul-Neubert).  „The Living Goddess“ ist das Thema des großen Internationalen Kongresses im Mai 2010 auf dem Hambacher Schloss, zu dem wir herzlich einladen! Die Alte reicht den Schlüssel weiter. Auf dem Weg in ein neues Zeitalter steht das Symbol der „lebendigen Göttin“ für ein menschliches Leben in  Verantwortung und Fürsorge für die Erde. Darum fragen wir nach dem „Rat der Großmütter“ und bitten sie, ihr Wissen weiterzugeben von Generation zu Generation, auch an uns. Die Mütter und Urmütter sind die Hüterinnen des Lebens. Sie vermitteln uns jene Werte, die wir respektieren und ehren wollen. Mit der Göttin, mit unseren Ahninnen und allen Wesen der Erde sind wir ein Sei-en. Das Leben fließt weiter. Alles ist miteinander verbunden. Alles ist erfüllt von ihrer Kraft auch im Herbst und Winter, wenn die Blätter fallen und die Erde ruht. Jetzt können auch wir uns zurückziehen und ausruhen Wir können den Worten der Alten lauschen, ihre Weisheit erkennen und in der Stille, in unserer „Höhle“, neue Kräfte sammeln. Um uns herum weben und spinnen wir eine Schutzschicht und hüllen uns darin ein wie in einen Kokon. Es ist die Zeit der Genesung und Klärung. Aus der Tiefe, aus der Ruhe kommt die Kraft... entsteht das andere, das neue, das Mutterland...

Krista Köpp


Inhaltsverzeichnis

6 Feministische Aufklärung durch die Erforschung der Ursprünge

Carola Meier-Seethaler

10 Die archäo-mythologische Forschung von Marija Gimbutas

Joan Marler

12 Ardia - Urahnin aller Mütter

13 Die Frau in der Urzeit Gerda Weiler

16 Die Weltschöpfung

17 Vom Ursprung der Religion Christa Mulack

24 Die schwarze Göttin Friederike Bleul-Neubert

27 Warum die Römer die namenlose keltische Dreiheit Matronen nannten Gudrun Nositschka

33 Der Granatapfel Gudrun Nositschka

36 Lied der Inanna, Teil 3 Kerstin Pilop

40 Die Urmutter meines Clans Bryan Sykes

41 The living Goddess - Die politische Dimension weiblicher Spiritualität Interview Krista Köpp-Blodau

46 Jahresrad: Das Ahninnenfest KaraMa Beran

48 Schamanismus und Matriarchat Heide Göttner-Abendroth

54 Die matriarchalen Ursprünge der chinesischen Medizin
Barbara Luckert

58 Der Rat der Großmütter

59 Buchbesprechungen

62 Die Kräuterfee

64 GODE-WEG: Der Holle-Weg Annette Rath-Beckmann

68 G.I.a.n.z.s.t.ü.c.k.e

70 Resonanzen

74 Matri-Netz

76 Impressum