Seinsmacht - Ceres

Liebe Leserinnen !

Seinsmacht bedeutet: „Das Leben hat Vorrang" (Gerda Weiler). Im Gegensatz zu Machthaberei, Krieg und Gewalt, Gewinnstreben und Ausbeutung - beruht Seinsmacht auf der Bereitschaft und Fähigkeit, dem Leben zu dienen und das eigene Dasein danach auszurichten.

Claudia von Werthof beschreibt diese matriarchale Art des Menschseins auf der Erde als „Fühlen, Denken und Handeln in der Verbundenheit allen Seins". Es ist eine spirituelle Lebenshaltung des Gewahrwerdens, des Staunens und der Dankbarkeit / wie sehr wir eingewoben sind in das kosmische Lebensnetz, angewiesen auf Mutter Erde / wie die Kraft des Lebens Beton zum Bersten bringt / wie ein großer Lebensstrom uns erfüllt. Seinsmacht ist die Daseinsweise von Menschen, die sich immer mehr herauslösen aus den gelernten patriarchalen Mustern und Verhaltensweisen / die sich immer mehr distanzieren von die nah Naturzerstörung, Bereicherung auf Kosten anderer, Überheblichkeit und Intoleranz gegenüber anderen Völkern, Gefühllosigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber Leid einhergehen. In einer matriarchalen Gruppe gibt es keine Frauenmacht im Sinne von Willkür und Gewalt sondern einen verantwortungsvollen Umgang miteinander und mit der Natur (Heide Göttner-Abendroth). „Die natürliche Autorität" der Frau beruhte auf Vertrauen, Kompetenz und Integrationsfähigkeit" (Irene Fleiss). Die Sippenmutter nahm ihre Macht im Sinne der Verantwortung und Fürsorge für Sippenangehörige wahr.

Die „Göttin" - eine Metapher für das neue Selbst-Bewusstsein von Frauen. Ihre „Rückkehr" und Wiederentdeckung ist nach Gerda Weiler Voraussetzung für die Überwindung des Patriarchats (s. Gudrun Nositschka). Im Zentrum einer neuen Gesellschaft steht die Erneuerung und Stärkung der Mutter-Tochter-Beziehung und damit der Beziehungen der Frauen untereinander.

Gerade zum Schnitterin-Fest erinnern wir uns an die Kraft und Vollmacht der Großen Mutter, die Leben schenkt und nährt und dafür sorgt, dass alle genug haben. Sie ist aber auch die unerbittliche Schnitterin, die „wilde Triebe" abschneidet, damit der Lebensfluss weitergeht... Seinsmacht in diesem Sinne nimmt Vandana Shiva in Anspruch, wenn sie Bio-Piraterie und Raubwirtschaft beim Namen nennt Das Wasser, die Erde, die Luft, die Sonne „gehören" allen Wesen. Niemandem ist es erlaubt, sie zu stehlen, um andere abhängig zu machen /sie zu töten.

Die Große Mutter wird zur unerbittlichen Schnitterin, damit Leben entstehen und wachsen kann. Für uns ist das Schnitterin-Fest eine Gelegenheit, unsere eigenen Lebensziele zu überprüfen / aufzuräumen / Klarheit zu schaffen. Der MutterGipfel in Karlsruhe hat uns dazu Mut gemacht: „Starke Mütter verändern die Welt" (Kirsten Armbruster). Die Orientierung an den weiblichen Lebenszusammenhängen, die Wahrnehmung unserer mütterlichen Autorität, die Ausrufung der Erde als Mutterland, der wachsende Zusammenhalt zwischen Frauen - das sind Wegzeichen einer neuen Zeit, in der das Leben Vorrang hat „und wir, die Frauen sind das Leben".